Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen

17. August 2022

Zwei hochaktuelle Debatten um politische Korrektheit prägen zurzeit unseren Wortschatz: zum einen unsere gendersensible Sprachwahl, zum anderen die Diskussion über Rassismus, rassistische Wörter und Bemerkungen.
 
Zum ersten Mal tauchte der Begriff „Political Correctness“ in den 1980er-Jahren in amerikanischen Universitäten auf. Als Gegenentwurf zur Verrohung. Die erste offensive Diskussion um das N-Wort gab es in Deutschland schon 2009. Eine Ursache dafür, warum Rassismus unsere Sprache prägt, ist auch die fehlende Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit. Darum ist uns nicht immer bewusst, ob und dass wir uns eines fremdenfeindlichen Stereotyps bedienen.
Um in einer diskriminierungsfreien Gesellschaft zu leben, müssen wir uns jedoch vermehrt mit dem Thema auseinandersetzen und sollten Interesse daran haben, angemessene Sprechweisen zu favorisieren. Mit einigen Klicks können sich heute alle über eine korrekte Ausdrucksweise informieren. Unzählige Webseiten listen rassistische Wörter auf und bieten Unterstützung für korrekte Alternativen an. Da wir ständig dazulernen, können wir auch unseren Sprachgebrauch anpassen.
 
Die Frage nach der Herkunft einer Person ist aus dem Smalltalk-Kanon herausgenommen worden. Sie sollte erst gestellt werden, wenn die Person besser bekannt ist und/oder der Mensch von sich aus etwas über die Familie erzählt, sonst kann es sein, dass der Unterschied zwischen den beiden Personen zu sehr hervorgehoben wird.
 
Rassistische Ausdrücke aus dem deutschen Sprachgebrauch
Begriffe, die durch die Kolonialisierung geprägt sind, entstanden zwar nicht in dieser Zeit, sind währenddessen aber so abwertend umgedeutet und verwendet worden, dass sie nicht benutzt werden sollten. Hier die wichtigsten kolonial-rassistischen Erbstücke der deutschen Sprache (und die des Vokabulars aus dem NS-Regim) sowie alternative Wörter, denen diese herabwürdigenden Bedeutungsanteile fehlen. Wichtig ist, dass wir politische Selbstbezeichnungen respektieren.
 
Farbige, farbig, dunkelhäutig, Mulatt*in, Mischling – Die Termini „Schwarze“ und „weiße“ Menschen beschreiben nicht die Hautfarbe, sondern sind politische Begriffe, die ausdrücken, ob eine Person von rassistischer Diskriminierung betroffen ist oder nicht. Selbstbezeichnung der Betroffenen: People of Color (PoC), Menschen of Color/Person of Color, Afrodeutsche*r.  „Biodeutsche*r“: einst scherzhaft-provokante Bezeichnung für Menschen ohne Migrationshintergrund wird nun von People of Color auch ernsthaft verwendet.
 
N-Wort/M-Wort – sind Begriffe, die Menschen schwarzer Hautfarbe beleidigen. Stattdessen: Schwarze*r Deutsche*r, Afroamerikaner*in oder Afrikaner*in, bzw. konkrete Benennung des Herkunftslandes.
 
Rasse – biologisch unterschiedliche „Menschenrassen“ aufgrund von äußeren Merkmalen gibt es nicht. „Rassen gibt es nur bei Haustieren“, so Johannes Krause, Direktor am Max-Planck-Institut Leipzig. Alternativ: Ethnie.
 
Zigeuner – die korrekte Bezeichnung lautet: Roma (so die Selbstbeschreibung) Männlicher Singular: Rom (Plural: Roma), weiblicher Singular: Romni (Plural: Romnja). Sinti/ Sintiza/Sinto/ Sintize sind die Nachfahren der Romagruppen.
 
Indianer – zusammenfassend: First American/Erstbewohner Amerikas, indigene Personen oder konkrete Bezeichnungen wie z. B. Tonkawa, Inkas.
„Squaw“ wird übrigens als Schimpfwort für eine indianische Frau verstanden. 
 
Weiterlesen bei www.oegg.deÖffentlichkeit gegen Gewalt e.V
 
Viele Vorurteile gegen andere Nationen finden sich in unserer Sprache wieder, die oft unbedacht verwendet wird. Daher sind auch Redewendungen wie „Rechnungen türken“ oder „herumzigeunern“ absolut unangebracht.
 
Wir werden nicht sprachlos, nur weil wir rassistische Begriffe aufgeben. Es ist so, wie mit jeder anderen Umgangsform auch: „Behandele Menschen, wie sie behandelt werden möchten!“ Alle haben einen Anspruch darauf, als Person geachtet zu werden. Eine Beleidigung ist dann eine, wenn sie als solche wahrgenommen wird – unser Gegenüber sie also als solche empfindet und sich diskriminiert fühlt.

Redaktion: Susanne Helbach-Grosser, TAKT & STIL, Imme Vogelsang, iv-imagetraining

Vielen Dank an meine Kollegin Susanne Helbach-Grosser, die für unser Netzwerk Etikette Trainer International diesen Beitrag geschrieben hat.

Wer sich gerne weiter mit dem Thema auseinandersetzten möchte, und das empfehle ich von Herzen, wird im Buch von Alice Hasters viele Antworten finden auf Fragen, die man sich bisher so vielleicht noch gar nie gestellt hat. Lesen Sie Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten. Die Autorin beschreibt eindrücklich, wie Rassismus ihren Alltag als Schwarze Frau in Deutschland prägt.